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FANFICTION 1
 

Gail


Richard und Gail kannten sich schon seit ihrer Schulzeit.
Jeden Tag gingen sie miteinander zur Schule und verbrachten auch nach der Schule sehr viel Zeit miteinander.
Schon damals wußten die beiden, daß sie füreienander bestimmt waren.



Jahre später hatte Richard für sie ein Haus gebaut.
Er freute sich schon auf die Zukunft mit Gail und den gemeinsamen Kindern, die sie noch haben wollten.
Doch bevor sie eine Familie gründeten, wollten sie heiraten. Und das sollte sehr bald sein. Bald würde ihr Leben perfekt sein.



An einem Winterabend verließ Gail das Haus und sagte zu Richard:"Ich werde noch schnell in die Stadt gehen, mein Liebling. Ich weiß allerdings nicht, wann ich wieder zurück sein werde. Richard sah sie lächelnd an und sagte zu ihr:"Ja, Liebes. Paß gut auf dich auf."



Richard wartete. Er sah auf die Uhr. Eine Stunde war schon vergangen, aber Gail war noch immer nicht zurück. Er dachte sich:"Vielleicht hat sie noch eine Freundin getroffen und trinkt noch eine Tasse Kaffee mit ihr."
Er nahm sich ein Buch und begann, darin zu lesen. Es war ein sehr spannendes Buch und er war so darin vertieft, daß er gar nicht gemerkt hatte, daß mittlerweile schon fünf Stunden vergangen waren, seitdem Gail das Haus verlassen hatte.



Langsam begann er sich Sorgen zu machen.
Er sah zum Fenster hinaus und fragte sich, wo sie wohl sein könnte. Sie zu suchen, das ergab keinen Sinn, da sie nicht gesagt hatte, wohin sie gehen wollte. Alles, was er tun konnte, war warten.
Er ging nicht ins Bett, denn er konnte nicht schlafen. Nicht eher, als bis Gail nach Hause kam.
Er bekam Angst. Noch nie hatte er um Gail Angst gehabt.



Es klingelte. Richard lief zur Eingangstüre. Vielleicht hatte Gail ihre Schlüssel vergessen, was nicht schlimm gewesen wäre, wenn sie nur gesund war.
Doch es war nicht Gail, die klingelte. Es war die Polizei.
Der Poliziebeamte fragte Richard:"Sind Sie Mr. Cooper?" Richad antwortete:"Ja." Der Polizeibeamte fuhr fort:"Ist Gail Thomas Ihre Lebensgefährtin?" Richard sagte:"Ja, natürlich. Was ist mit ihr?" Der Polizeibeamte erklärte:"Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, Mr. Cooper, aber ihre Freundin ist tot. Sie wurde ermordet." Richard konnte gar nicht glauben, was er da gerade gehört hatte und fragte leise:"Gail ist ermordet worden? Aber von wem denn? Wer tut denn soetwas?" Der Polizeibeamte erklärte:"Wir wissen noch nicht, wer es war, aber ich muß Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Fühlen Sie sich in der Lage, mir diese zu beantworten?" Richard, der offensichtlich und verständlicherweise ziemlich durcheinander war, sagte leise:"Ja, fragen Sie nur." Der Polizist begann:"Hatte Ihre Freundin Feinde?" Richard sah den Polizisten irritiert an und antwortete:"Sie wollen im Ernst von mir wissen, ob Gail Feinde hatte? Nein, sie hatte keine Feinde. Nicht einen einzigen. Jeder, der sie kannte, hat sie sehr gemocht." Dann fragte der Polizist:"Könnte es vielelicht sein, daß sie Neider hatte?" Richard antwortete:"Nein, auch das könnte nicht sein. Ich kenne niemanden, der sie nicht gemocht hätte, oder neidisch auf sie gewesen wäre." Der Polizist wollte wissen:"Hatte Gail vielleicht Geheimnisse vor Ihnen? Gab es irgendetwas, daß Sie nicht wußten, das sie vor Ihnen verborgen hat?" Richard erklärte:"Nein, es gab keine Geheimnisse zwischen uns. Die konnte es gar nicht geben, weil wir uns seit unserer Kindheit kannten und immer wußten, daß wir füreinander bestimmt waren. Aber wie kommen sie auf solche Fragen?" Der Polizist zögerte ein wenig, doch dann sagte er:"Mr. Cooper, ich habe Ihnen noch nicht mitgeteilt, wie Ihre Freundin ums Leben gekommen ist. Sie wurde mit einem gezielten Messerstich in die Brust getötet. Gail war sofort tot. Wir gehen davon aus, daß es ein geplanter Mord war." Doch Richard entgegnete:"Das glaube ich nicht. Wer immer auch das getan hat der konnte sie nich gekannt haben. Denn niemand, der sie kannte, hatte etwas gegen sie." Der Polizist fuhr fort:"Haben sie Feinde, Mr. Cooper?" Richard antwortete:"Nein, auch ich habe keine Feinde. Es gibt meines Wissens nach niemanden, der mir irgendwann, irgendwie zu verstehen gegeben hätte, daß er etwas gegen mich hätte." Dem Polizisten genügte das nicht und so fragte er:"Was machen Sie beruflich, Mr. Cooper?" Richard antwortete:"Ich bin Krankenpfleger in einer psychiatrischen Heilanstalt. Aber warum wollen Sie das wissen?" Der Polizist erklärte:"Weil manche Morde berufliche Hintergründe haben."



Für Richard war eine Welt zusammengebrochen.
Wie sollte es jetzt weiter gehen?
War für ihn eine Leben ohne Gail überhaupt möglich?



Richward zog sich immer mehr zurück.
Tagsüber ging er seiner Arbeit nach, danach ging er zu Gail´s Grab, das er liebevoll gestaltet und pflegte. Denn das war alles, was er noch für sie tun konnte.
Ansonsten blieb er zu Hause und las oder sah fern.



Wenig später stellte sich heraus, daß Gail´s Mörder ein ehemaliger Patient in der psychiatrischen Klinik war, in der Richard arbeitete.
Richard hätte niemals gedacht, daß dieser Mann soetwas tun könnte und fragte sich, ob sein Beruf als Krankenpfleger in dieser psychiatrischen Klinik überhaupt noch einen Sinn hatte.



Sein ganzes Leben ergab für ihn keinen Sinn mehr.
Die Spielfilme, die er sich abends ansah wurden immer brutaler.
Richard bemekte gar nicht, wie gefühlskalt er selbst wurde.
Irgendwann hatte er selbst den Bezug zur Realität völlig verloren.



Eines späten Winterabends machte er sich mit seinem Auto auf den Weg zum Straßenstrich.
Dort stand eine Prostituierte, die in einem schwarzen Minirock gekleidet war und eine Halskette trug, die die Buchstaben M-A-R-Y zeigten.
Richard öffnete die Autoüre und fragte:"Willst du mitkommen?" Mary stieg ein. Sie nannte ihren Preis, doch Richard ging nicht darauf ein. Er sprach während der ganzen Fahrt kein Wort.



Als sie bei ihm zu Hause angekommen waren, führte er sie in sein Schlafzimmer, holte Gail´s Hochzeitskleid aus dem Kleiderschrank und sagte zu Mary:"Ziehe es dir an, es wird dir sicherlich gut stehen." Als Mary das Hochzeitskleid anhatte, lächelt Richard sie an und sagte zu ihr:"Es tut mir leid, daß ich das jetzt tun muß, aber ich bin mir sicher, daß du das verstehen wirst." Dann nahm er ein Messer und stach es ihr in die Brust. Das Blut spritzte an die Schlafzimmerwände und auch das Hochzeitskleid war voll davon. Doch für Richard war es kein Blut, sondern für ihn waren Rosen.
Er ließ das Messer in ihrer Bust stecken und legt sie hinaus in den Garten, der mit Schnee bedeckt war.
Sein Haus war ziemlich abgelegen und somit würde diese Prostituierte wohl kaum jemand finden.



Am nächsten morgen ging Richard in seinen Garten und vergrub die ermordete Mary dort, wo sie die Nacht über gelegen hatte. Während er sie begrub, sagt er zu ihr:"Gail sollte meine Braut sein, doch ein Anderer nahm sie mir und ich habe mir dich genommen und wer vemißt sich schon? Niemand wird auch die anderen Huren vermissen, die noch an der Reihe sind."



Immer wieder fuhr er mit seinem Auto in der Nacht zum Straßenstrich und nahm Prostituierte mit, weil er dachte, niemand würde sie vermissen. Auf diese Art und Weise, glaubte er seinen Frieden zu finden.



Doch Richard blieb auf dem Straßenstrich nicht so unbemerkt, wie er glaubte.
Denn dort hatte es sich herumgesprochen, daß einige Prostituierte von Kolleginnen beobachtet wurden, als sie in ein bestimmtes Auto einstiegen und danach nie wieder gesehen wurden.
Eine von ihnen merkte sich das Kennzeichen von Richard´s Wagen und ging zur Polizei.
Richard wurde schnell gefaßt.



Bei seinem Verhör fragte ihn der Polizist:"Mr. Cooper, warum haben Sie all diese Frauen getötet? Was haben sie Ihnen getan?" Richard antwortete lächelnd:"Sie haben mir nichts getan. Aber es war so einfach an sie heran zu kommen. Ich hätte nicht gedacht, daß sie jemand vermissen würde." Der Polizist wollte wissen:"Ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben?" Richard fragte lächelnd:"Was wollen Sie denn von mir hören?" Der Polizist fuhr fort:"Was empfinden Sie denn angesichts Ihrer Taten?" Wieder lächelnd antwortete Richard:"Das weiß ich eigentlich gar nicht so genau. Ist es Gerechtigkeit? Ist es Frieden? Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich empfinde gar nichts mehr."



Richard verbrachte den Rest seines Lebens selbst in der psychiatrischen Klinik, in der er einst als Krankenpflger gearbeitet hatte.



Gail´s Verwandte kümmerten sich von nun ab um ihr Grab.



Richard´s Haus, daß er einst für Gail, sich und die gemeinsamen Kinder, die sie noch haben wolten, erbauen ließ, wurde abgerissen.
Es wollt dort verständlicherweise niemand mehr einziehen, wo so viele Menschen ihr Leben lassen mußten.



Viele Jahre später war dort ein Wald enstanden.














Fanfiction 2